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Fail-Over Backupleitung

O2 Kabel, DS-Lite, WireGuard und der FRITZ!Box-Failover mit LTE


Ich habe zu Hause einen Kabelanschluss von O2. Der funktioniert soweit stabil, bringt aber eine bekannte und ungeliebte Einschränkung mit:
Dual-Stack Lite (DS-Lite) – das bedeutet, keine eigene öffentliche IPv4-Adresse.

Für den Otto-Normalverbraucher kein Problem. Für jemanden wie mich, der sein Heimnetz gern auch von unterwegs erreichen möchte, ist das jedoch ein Showstopper.



Das Grundsetup: WireGuard über einen günstigen VPS


Damit ich mein Zuhause trotzdem aus der Ferne erreichen kann, habe ich mich für eine WireGuard-Anbindung über einen VPS entschieden.
Zum Einsatz kommt ein günstiger „1 € VPS“ bei Strato – reicht vollkommen aus.

Das Prinzip ist immer dasselbe:
Ein Gerät zu Hause (z. B. Raspberry Pi oder eine kleine Linux-VM) baut einen Tunnel zum Cloudserver auf.
Der VPS hat eine öffentliche, feste IPv4-Adresse. Mit dem Handy, Tablet oder Laptop baut man ebenfalls einen Tunnel zu diesem Server auf, und schon kann der gesamte Traffic über diesen Knoten zum Heimnetz geleitet werden.
Einfach, robust, zuverlässig – fertig ist die Kiste.


Der Nerd in mir will mehr: Internet auch beim Leitungsausfall!


Als kleiner Techie, Tekki oder sagen wir ehrlich – Nerd – will man ja auch für den Fall der Fälle gerüstet sein.
Wenn die Hauptleitung mal ausfällt (und das passiert), möchte man wenigstens noch irgendetwas machen können.

Wie oft das wirklich vorkommt und was man dann genau „dringend“ braucht, sei mal dahingestellt – aber hey, es geht ums Prinzip.

Ich hatte noch einen TP-Link Archer MR200 herumliegen – ein klassischer Kurzschlusskauf während der Homeoffice-Zeit in der Corona-Phase, als O2 mich für mehrere Tage offline geschickt hat.
Dieses kleine Gerät grinste mich neulich vom Regal aus an, und ich dachte:

„Na gut, komm – dich binden wir jetzt mal ein.“

Ziel:
Automatischer Failover bei Ausfall der Hauptleitung, plus automatische Rückschaltung, sobald die Hauptleitung wieder verfügbar ist.



Erste Gedanken – und geringe Erwartungen


Meine Erwartungen an eine schlüsselfertige Lösung waren ehrlich gesagt gering.
Der TP-Link hat keinen echten Bridge-Mode, und meine FRITZ!Box 6690 Cable ist bekanntlich auch nicht gerade für offene Integrationen jenseits der AVM-Welt berühmt.

Ich war schon drauf und dran, auf dem TP-Link DynDNS mit OpenVPN einzurichten, um über einen dynamischen FQDN irgendwie die aktive öffentliche IP zu tracken.
Dann kam die Frage:

Wie löse ich das sauber mit zwei internen Gateways im gleichen Netz?

Kurz bevor ich das Projekt als „zu viel Aufwand, zu wenig Nutzen“ abstempeln wollte, habe ich mich nochmal quer durch ein paar Fritz!-Artikel gelesen – und siehe da: ein Lichtblick!



Die Entdeckung: FRITZ!Box-Funktion „Ausfallschutz“


Ich stieß auf diesen Artikel:
👉 FRITZ!Box 6660 Cable – Nutzung mit Mobilfunknetz

Dort wurde beschrieben, dass bereits eine USB-basierte Backup-Leitung unterstützt wird.
Das Prinzip war also grundsätzlich schon in FRITZ!OS vorhanden – nur bislang eben über Sticks, nicht über LAN.

Also suchte ich weiter – und fand bei Inside Digital diesen Beitrag:
👉 FRITZ!Box Kabelrouter bekommen geniale Backup-Funktion

Auszug:
Das neue FRITZ!Labor steht nun auch für die Kabel-Router FRITZ!Box 6690 Cable und 6591 Cable zur Verfügung. Besitzer dieser Modelle können damit neue Funktionen – wie etwa den Ausfallschutz über 5G oder LAN – vorab testen.


Und da war sie, die Lösung!



Installation der Laborversion

Meine FRITZ!Box stammt aus dem freien Handel – also kein Provider-Gerät – und ich hatte ohnehin schon die aktuelle offizielle Firmware drauf.

Also fix auf die AVM-Seite, die neueste Laborversion geladen:
👉 FRITZ! Labor – frisch aus der Entwicklung


Danach das Update ganz entspannt per GUI über eine FRITZ!OS-Datei eingespielt.

Installierte Laborversion 8.10-125021 BETA – läuft stabil. Screenshot unten!



Der neue Menüpunkt: „Ausfallschutz“


Nach dem Update tauchte im Menü unter
Internet → Zugangsdaten → Ausfallschutz die neue Funktion auf.


Screenshot unten! 



Hier konnte ich den Ausfallschutz aktivieren und den Anschlussport definieren – in meinem Fall LAN 2.

Ein paar Dinge, die wichtig sind:

  • Das Ausfallschutzgerät (z. B. der TP-Link-Router) muss direkt an der FRITZ!Box hängen.
    Kein Switch dazwischen!

  • Der Port verhält sich dann nicht mehr wie ein normaler LAN-Port.

  • Die FRITZ!Box vergibt über DHCP eine IP-Adresse an den TP-Link.
    → Also DHCP auf dem TP-Link aktivieren!

Ich habe zusätzlich eingestellt:

  • Umschalten auf Backup nach 30 Sekunden

  • Rückkehr zur Hauptleitung nach 1 Minute

Bei mir dauert es etwa zwei Minuten, bis der Kabelausfall zuverlässig erkannt wird – aber der Wechsel selbst funktioniert tadellos.



Bonus: WireGuard bleibt aktiv 🎉


Das Schönste an der Geschichte:
Mein WireGuard-Tunnel bleibt auch im Failover-Fall aktiv!

Da der VPS-Server einfach nur auf eingehende Clientverbindungen wartet, ist es völlig egal, ob die Verbindung aus meinem Heimnetz über den Kabelanschluss kommt oder – im Notfall – über den LTE-Router.
Der Tunnel steht, der Zugriff von außen bleibt bestehen.



Fazit


Was soll ich sagen:
Einfach, sauber, funktioniert.

AVM hat mit der Laborversion wirklich eine praktische Backup-Funktion umgesetzt, die ohne viel Gefrickel auskommt.
Ein paar Klicks in der Oberfläche, ein zusätzlicher Router, und schon hat man automatischen Failover inklusive funktionierendem Fernzugriff.

Ich finds gut – manchmal kann Technik einfach auch mal einfach sein. 😄

TP-Link Archer MR200

TP-Link Archer MR200

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FRITZ!Box 6690 Cable

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